Der Anleihenkauf
Es gibt gewöhnlich zwei Gruppen von Anleihenkäufern: die Anleger (oder Spekulanten), die hoffen, aufgrund fallender Zinssätze und deshalb steigender Kurse Geld zu verdienen. Und die Sparer, die Anleihen kaufen und bis zur Fälligkeit behalten, um auf diese Weise einen garantierten Ertrag zu erhalten.
Der Kauf einer Anleihe ist im Prinzip mit einem gewöhnlichen Kreditgeschäft vergleichbar.
Unternehmen und Regierungen geben Anleihen heraus, um ihr Tagesgeschäft oder spezielle Projekte zu finanzieren. Wenn Sie eine Anleihe kaufen, leihen Sie damit dem Emittenten, z. B. einem Energieversorger oder der Regierung, für eine gewisse Zeit Geld. Im Gegenzug verspricht der "Kreditnehmer", Ihnen jedes Jahr Zinsen und bei "Fälligkeit" das Kapital zurück zu zahlen. Die Zeit bis zur Fälligkeit wird als "Laufzeit" bezeichnet.
Da die Laufzeit und die Zinszahlungen einer Anleihe von vornherein feststehen, sind Anleihen auch als "festverzinsliche" Wertpapiere oder Rentenpapiere bekannt. Die Anleihe stellt einen Schuldschein dar, nicht einen Eigentumsanspruch wie eine Aktie. Daher sind Anleiheninhaber die ersten, die Ihr Geld zurückverlangen, wenn der Gläubiger bankrott geht. Aktionäre haben in diesen Fällen das Nachsehen.
Der Nennwert einer Anleihe, d.h. der Ausgabekurs, wird auch als "Pariwert" bezeichnet. Die Zinszahlung wird "Kupon" genannt. Eine 1.000-Euro-Anleihe mit 7% Jahreszins hat einen 70-Euro-Kupon. Kaufen Sie die Anleihe allerdings für 1.100 Euro auf dem Rentenmarkt, wäre der Kupon immer noch 70 Euro wert. Die Rendite würde allerdings auf 6,4% zurückgehen, da Sie einen "Aufschlag" auf den Kurs der Anleihe gezahlt haben. Aus einem ähnlichen Grund wird die Rendite einer Anleihe auf 7,8% steigen, wenn Sie sie für 900 Euro gekauft haben. Sie haben sie dann "unter pari" gekauft. Stimmt der aktuelle Kurs mit dem Nennwert überein, sagt man, die Anleihe wird "zu pari" verkauft.
Grundsätzlich gilt: Es gibt viele Ausdrucksmöglichkeiten, wie hoch der Ertrag einer Anleihe ist. Was wirklich zählt, ist aber die "Gesamtrendite": die jährlichen Zinsen und der eventuelle Gewinn oder Verlust des Marktwertes. Verkaufen Sie die 1.000-Euro-Anleihe mit dem 70-Euro-Kupon nach einem Jahr für 1.050 Euro, beläuft sich Ihre Gesamtrendite auf 120 Euro oder 12%. Die Kurse basieren übrigens meist auf einem Nennwert von 100. Wenn Sie also die Anleihe für 1.050 Euro verkaufen, steht der Kurs bei 105.
Die Zinserträge einer Anleihe müssen (natürlich) versteuert werden, genauso wie etwaige Veräußerungsgewinne. Die sogenannte Kapitalertragsteuer beträgt 25%. Hinzu kommen noch der Solidaritätszuschlag von 5,5% und ggf. Kirchensteuer. Allerdings lässt Ihnen der Fiskus bestimmte Freiräume. Dazu sollten Sie beim Kauf von Anleihen gleich einen Freistellungsauftrag erteilen. Ledige können so jährlich bis zu 801,00 Euro Zinsen einnehmen, ohne einen Cent Steuern darauf zu zahlen. Bei Verheirateten verdoppelt sich dieser Freibetrag. Werden die steuerlichen Abzüge normalerweise von der Bank direkt einbehalten, erfolgt die Zinsauszahlung bei rechtzeitiger Einreichung des Freistellungsauftrags innerhalb der Freibetragsgrenzen abzugsfrei.